Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden…

6.5.2024

Silhouette eines Kopfes der als Puzzle in der Hörtherapie zusammengesetzt ist

Frage: Wie beeinflusst unser Hören das Lernen?

Unsere Sinne fungieren als Brücke zwischen der äußeren Welt und unserem Inneren. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei das Hörsystem, ein zentrales Element unserer sensorischen Fähigkeiten. Das Ohr, das sich als erstes unserer Sinnesorgane entwickelt und uns bis zuletzt begleitet, verbindet zwei essenzielle Funktionen: den Hörsinn und den Gleichgewichtssinn. Es trägt maßgeblich zur Orientierung bei. Eine mangelhafte Hörwahrnehmung bestimmter Frequenzen kann zu einem Informationsdefizit führen, das Unsicherheit, Gereiztheit und Ablenkbarkeit nach sich zieht. Um diese Defizite auszugleichen, ist oft ein hoher Energieaufwand nötig.

Die optimale Entwicklung und das lebenslange Training unserer Hörwahrnehmung sind entscheidend für unser Verhalten und unsere Lernfähigkeit. Durch bewusste Entscheidungen können wir unsere Hörverarbeitung schützen und fördern, beispielsweise durch die Auswahl dessen, was wir unseren Ohren zumuten. Laute Umgebungen und Dauerlärm können irreparable Schäden verursachen. Durch gelegentliche Hörpausen und das bewusste Fokussieren auf bestimmte Geräusche oder das Heraushören eines Instruments in einem Musikstück können wir unsere Hörwahrnehmung schärfen. Vielleicht finden wir auch ein Lieblingsgeräusch, das uns ein gutes Gefühl gibt?

Optimal hören bedeutet nicht, möglichst viele auditive Reize aufzunehmen, sondern flexibel aus der Vielzahl an Signalen die für die Situation relevanten auszuwählen. Andernfalls wächst die Menge der zu verarbeitenden Reize und überfordert unser Gehirn. Die Fähigkeit, selektiv zu hören, ist eine Form der Konzentration, und Konzentration ist wiederum essenziell, um zuzuhören.

Die Qualität unseres Zuhörens bestimmt, wie viel wir von der Welt aufnehmen. Insbesondere im schulischen Kontext ist die Fähigkeit, aktiv zuzuhören, entscheidend für den Lernerfolg. Oft übersehen wird, dass Unruhe, Ablenkbarkeit und Unsicherheit, aber auch Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten häufig aus einer unzureichenden Hörverarbeitung resultieren. Im Schulunterricht sind schnelles sprachliches Erfassen, klares und korrektes Sprechen, das Filtern von Störgeräuschen und eine gute Merkfähigkeit unerlässlich, um dem Unterricht folgen zu können. Fehlt diese solide Basis, kann der Lernstoff nur schwer verinnerlicht werden.

Einfaches Üben und Ermahnungen reichen nicht aus, wenn grundlegende Fähigkeiten noch nicht ausgereift sind. Ein gezieltes und professionelles Hörtraining, etwa eine Therapie nach Dr. Alfred Tomatis, ist oft der erste Schritt zur Verbesserung, denn was man nicht beherrscht, kann man nicht einfach üben, sondern muss es erst lernen.